Kinder brauchen keine Schulen?

von Jürgen Tille-Koch, 4learning2gether.eu

Hat jemand schon einmal erlebt, dass Nichtschwimmer Kindern und Jugendlichen das Schwimmen beibringen wollen? Sicherlich nicht.

Aber dass Menschen, die von Schule, Unterricht und Unterrichten eigentlich keine Ahnung haben und Lehrer*innen trotzdem sagen, wie es r i c h t i g  geht ....... das ist nichts Außergewöhnliches und haben die meisten sicherlich schon einmal erlebt. Ergänzend könnte ich jetzt noch Aussagen wie z.B. „Wer hat morgens Recht und nachmittags frei?“ anfügen, aber das lasse ich mal ...... jeder weiß, was gemeint ist. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen bzw. gehen Sie damit um?

Ein bemerkenswertes Negativbeispiel dieser Art hat Boris Gloger im letzten Monat auf der digitalen Plattform „XING News Wirtschaft und Management“ unter der Rubrik „Klartext“ veröffentlicht. Er hat damit diesem Artikel die Überschrift geliehen  – dort allerdings ohne Fragezeichen. Zitat:

„Lehrermangel, sanierungsbedürftige Gebäude, Lehrmethoden wie zu Zeiten der Industrialisierung – man könnte meinen, Schule schafft sich selbst ab. Doch ein Wandel des Bildungssystems ist aktuell nicht in Sicht, bisher werden Kinder noch immer zum Frontalunterricht verdonnert. Das hat einen guten Grund. Ich habe den Eindruck, die Politik sieht das Kind als leere Hülle an, das mit (vorgegebenem) Wissen befüllt werden muss, um so ein vollwertiges, leistungsorientiertes Mitglied des Systems zu werden. Individuelle Interessen fördern? Fehlanzeige!“

Ja, es gibt Baustellen im Schulsystem. Leider ist jedoch Meckern, Maulen und negatives Denken inzwischen zu einer deutschen Kultur geworden. Die Behauptung „Lehrmethoden wie zu Zeiten der Industrialisierung“ auf heute zu übertragen ist jedoch völlig daneben. Das pädagogische Konzept zur Zeit der Industrialisierung bestand u.a. aus Abhärtung für das Leben durch Gewalt und Einschüchterung, Frontalunterricht, Einklassenunterricht u.v.a.m. Ein Blick in die heutige Schule mit Scheuklappen und lediglich auf die eigenen Kinder bezogen vernebelt die positiven Aspekte im Klassenzimmer. Das kann nicht ernst genommen werden. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der aktuellen Schulwirklichkeit zeigt, dass sich der Einsatz von an den Schüler*innen orientierten Lehr- und Unterrichtsmethoden in den letzten Jahren positiv entwickelt hat. Wechsel von Sozialformen, kooperative Lehrformen, situatives Lernen, Entwicklung von Stärken, individuelle Förderung, Entwicklung von Kompetenzen, differenzierte und damit an der Leistungsfähigkeit der Lernenden orientierte Inhalte, Entwicklung von Teamfähigkeit und und und ... Das sind Herausforderungen, die Lehrer*innen täglich neben den administrativen Aufgaben leisten und die an dieser Stelle einmal positiv erwähnt werden!

Wie sehen Sie das, liebe Kolleg*innen?

Bitte an Kolleg*innen weiterleiten!