Corona bietet auch Chancen

von Jürgen Tille-Koch, 4learning2gether

In Deutschland sind schon seit einiger Zeit Gelder für die Digitalisierung von Unterricht bewilligt, aber zu einem großen Teil noch nicht abgerufen. An vielen Schulen scheitert es an räumlichen und personellen Voraussetzungen, fehlende Fortbildungen werden ebenfalls bemängelt. Kristina S., Lehrerin an einer Volksschule in Vorarlberg, schildert im folgenden Interview die Situation an ihrer Schule in Österreich.

4l2g:

Wie stellt sich der digitale Unterricht an Ihrer Schule dar?

K.S.:

Die Nähe zu einem Flüchtlingsheim prägt die Situation an meiner Schule. Von 22 Kindern befinden sich 14 in einer Förderklasse, für die keine Ressourcen vorhanden sind. Unser Kollegium resigniert, da lediglich ca. 20 % digital unterrichtet werden kann. Auf diesem Weg können auch keine Unterrichtsinhalte vermittelt und Erklärungen gegeben werden. Der traditionelle Unterricht steht weiterhin an erster Stelle.

4l2g:

Wie ist es um den Internetempfang bestellt?

K.S.:

Das Internet ist schwach, so dass nicht alle gleichzeitig ins Netz können. Zudem hat der neuerliche Lockdown die Zuteilung von Laptops verhindert.       

4l2g:

Können Sie etwas zu der digitalen Kompetenz des Kollegiums sagen?

K.S.:

Das offene Eigenengagement wirkt sich positiv auf das Kollegium aus. Schuleigene Fortbildungen werden nur begrenzt angenommen, ddadurch keine Zertifikate ausgestellt werden können. 

 

4l2g:

Viele Betroffene sind der Meinung, dass das aktuelle Schulsystem mit der Situation überfordert ist. Wie sehen Sie das?  

K.S.:

Das kann ich nur bestätigen. Es ist traurig, dass nach den Erfahrungen im Frühjahr organisatorisches und inhaltliches Umdenken noch nicht zufriedenstellend stattfinden konnte.

4l2g:

Haben Sie einen Erfahrungsraum, wie es an anderen Schulen aussieht?

K.S.:

An den Volksschulen, zu denen ich Kontakt habe, sieht es nach meiner Erkenntnis nicht anders aus.       

4l2g:

Was fehlt Ihrer Meinung nach noch für einen erfolgreichen digitalen Unterricht?

K.S.:

Bei uns steht ein Beamer unbenutzt im Schrank, die 2 vorhandenen Laptops arbeiten einfach zu langsam. Spenden und lobenswertes Engagement vom Elternverein können Defizite in der Ausstattung nur bedingt auffangen – und an der fehlt es. Ein offener Blick von Bildungsverantwortlichen in die Schulpraxis und Vermittlung einer sinnvollen Planung sind mehr als nötig. Eine intensive Verankerung von geregelter Medienerziehung in Schulbetrieb und Stundenplan gehören ebenfalls dazu. Eine Optimierung der Teamfähigeit von Lehrer*innen mit Blick auf Teambildung bei der Erstellung und Vorbereitung von digitalen Inhalten ist ebenfalls nötig. Teamfähigkeit sollte sich nicht nur bei den Kindern zeigen! Die Ausweitung von Angeboten schulinterner Fortbildungen unter Berücksichtigung der lokalen Voraussetzungen möchte ich ebenfalls noch erwähnen.

4l2g:

Was ziehen Sie persönlich aus der Ausnahmesituation, die Corona uns bietet?

K.S.:

Ich glaube trotz allem, dass diese Situation mit dem Blick nach vorne Chancen bietet. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, die Digitalisierung anzutreiben und Medienerziehung tiefer zu verankern.

4l2g:

Herzlichen Dank für Ihre offenen Aussagen!

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